Der vorliegende Text wurde anlässlich der Performance
"I am the doorway - Abendmahl"
im Juli 2000 verlesen:

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Arbeit mit dem Titel "I am the doorway - Das Abendmahl" die Sie hier heute sehen, beschreibt den Werdegang eines Kunstwerkes zum Produkt. Zwingend aus dieser Entwicklung offenbart sich das Werk heute durch eine artifizielle Produktpräsentation.

Jede Zeit hat ihren eigenen Text. Die von mir entwickelte Software TOR artikuliert einen ausschließlich von Maschinen lesbaren Text. Die Einverleibung des Textes durch Essen, symbolisiert als philosophische Metapher, den Glauben an die Wahrhaftigkeit des Wortes. Der Essende fungiert - gleich einem Scanner - als Hardware, er versteht den Text nicht. Durch die Einverleibung wird der Geist des Einzelnen, gleich der Software, mit kodiertem Daten beschickt.

Wir müssen unserer Software vertrauen. Dieses Essen ist somit die einzige menschliche Geste in diesem Kontext - die Offenbarung des Wortes beim Abendmahl. Denn: "Wer nicht glaubt sieht nichts, und wer nichts sieht glaubt nicht." Der im Essen vorliegende, kodierte Text beinhaltet ein auf vier Tafelbilder verteiltes Zitat aus dem Buch Johannes / Kapitel 4 / Vers 34:

Meine Speise ist die (Tafel 1),
dass ich tue den Willen des (Tafel 2),
der mich gesandt hat (Tafel 3),
und vollende sein Werk.

Er verweist in diesem Fall exemplarisch auf den christlich-abendländischen Hintergrund des Bildes in unserer Kultur, trotz aller Zukunftsvisionen.

© 2000 Bernhard Schipper

Quelle/Source: http://www.dust-dbugger.de/doorway/art/pdf/abend_text.html

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